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Eine Ode an die Angst!


Warum Die AnGst unser Helfer ist

Unsere Angst dient uns!



"Angst ist für das Überleben unverzichtbar."

(Hannah Arendt)


Es gibt kaum ein Gefühl, welches so einen schlechten Ruf hat,

wie die Angst. Gerade in der heutigen Zeit, in der wir alle souverän,

selbstbestimmt, erfolgreich, mutig und selbstbewusst sein wollen,

hat die Angst keinen Platz und wir weisen sie weit von uns.

Ich habe doch keine Angst! Zumindest will sie sich im Außen

kaum einer anmerken lassen, auch wenn wir sie von Zeit zu Zeit

alle erfahren und sie von Kindesbeinen an, mehr oder weniger alle,

in unterschiedlichsten Situationen kennengelernt haben.

 

Oft werden Menschen, die ihre Angst zeigen und sich ängstlich

verhalten belächelt oder als Angsthase, Schwächling, Angstpeter,

Hosenscheißer oder Feigling beschimpft und somit wird Angst haben

und Angst zeigen als „Schwäche“ gesehen. Und wer schwach ist,

verliert in der „Ellenbogen-Gesellschaft“ einer Macht-Pyramide,

also will sie keiner haben. Dabei ist die Angst ein elementares Primärgefühl,

welches für uns sogar lebensnotwendig ist und dessen Dienste für uns

oft gar nicht gesehen und wertgeschätzt werden.

 

Wir alle haben eine uns angeborene Urangst, die in der Psychologie

unterschiedlich beschrieben wird. Viele sehen die Angst vor dem Tod und

vor dem Sterben als Urangst an. Laut dem Lexikon der Psychologie versteht man

unter der Urangst, die Angst um die körperliche und seelische Gesundheit,

sowie Existenzangst, um wirtschaftliches versorgt sein.

 

Die Psychoanalytikerin Karen Horney sieht in der Urangst

vielmehr das Gefühl der Einsamkeit und dem hilflosen ausgeliefert sein

gegenüber einer feindseligen Welt.

 

Sigmund Freud hingegen, sieht unsere Urangst eher bedingt durch die

existenzielle Erfahrung der Geburt und der damit einhergehenden körperlichen

Trennung von der Mutter. Der Tiefenpsychologe und Vertraute Freuds, Otto Rank,

sah in der Urangst, wie Freud, ebenfalls die Geburtsangst, die aus seiner Sicht

die Quelle des sogenannten „Angstaffektes“, ausgelöst durch einen inneren oder

äußeren Trigger (Auslöser), darstellt.

 

Der Angstforscher Borwin Bandelow charakterisiert die Urangst als

seit Jahrhunderten vererbte Urangst vor dem Unbekannten. Demnach seien

unsere Vorfahren, die „Angsthasen“ gewesen. Ein Hoch auf die Angsthasen,

aber Moment mal, war das nicht das, was wir nicht sein wollten?

Ist Angst demnach sogar nützlich? 

 

Für Steinzeitmenschen war es durchaus sinnhaft, beispielsweise Angst

vor unbekannten Stämmen und Tieren zu haben, wenn sie überleben wollten.

Diese Urangst ist bis heute tief in unserem Gehirn in der Amygdala (Mandelkern)

des limbischen Systems verankert und wird von Generation zu Generation

weitervererbt, um uns vor „Totalausfällen“ zu schützen, so Bandelow.

 

Wissenschaftler konnten in zahlreichen Studien nachweisen,

dass Ängste von Generation zu Generation vererbbar sind und sich somit

auf unsere DNA auswirken und sozusagen in ihr „codiert“ werden.

Borwin Bandelow spricht von einem komplexen „angeborenen Angstsystem“.

 

Wir tragen somit alle Traumata und Ängste unserer Ahnen in uns,

weswegen die Auseinandersetzung und Versöhnung mit unserer Ahnenreihe

elementar für unsere Weiterentwicklung ist. Unser individuelles Angstsystem

wird im Laufe unserer Entwicklung langfristig, durch neu erworbene Ängste

aufgrund negativer neuer Erfahrungen erweitert und bestehende Ängste

werden langfristig wieder durch wiederholte positive Erfahrungen

und bewusste Entscheidungen abgebaut.

 

So verändern sich unsere Ängste mit uns und unseren sich stetig

verändernden Lebensbedingungen im Laufe unserer Entwicklung.

Alte unbrauchbar gewordene Ängste werden im Laufe der Zeit verlernt

und neue Ängste durch neue Erfahrungen und veränderte

Umweltbedingungen kommen hinzu.

 

Unser Angstsystem ist also offensichtlich ein intelligentes Schutzsystem,

welches uns vor Gefahren beschützen will. Unsere Angst hilft uns dabei

Gefahren zu erkennen und ist ähnlich wie der Schmerz, eine Schutzfunktion

unseres Körpers, die unser Überleben sichern soll. Unsere Angst warnt uns

vor Gefahren, bringt uns in den Überlebensmodus und aktiviert unsere

Überlebensinstinkte.

 

Sie fokussiert unsere Sinne auf Gefahr, versetzt unseren ganzen Körper

in Alarmbereitschaft und fordert uns auf, blitzschnell instinktiv zu handeln,

um nicht weniger als unser Leben und das unserer Lieben, durch Kampf oder

Flucht zu schützen. Somit stellt die Angst also ein unverzichtbarer Lebensretter

und ein elementarer Bestandteil unseres Selbsterhaltungstriebs dar.

Unsere Angst ist ein unentbehrliches Warnsystem, welches unseren

Schutz- und Überlebensmechanismus in Gang setzt, unsere Sinne schärft,

unsere Körperkraft aktiviert und uns blitzschnell entscheiden lässt,

ob wir kämpfen oder fliehen, damit wir in Gefahrensituationen

überleben.

  

Die Angst erfüllt neben ihrer unverzichtbaren und elementaren Funktion,

unser Überleben zu sichern, noch eine weitere Funktion. Sie hilft uns

dabei innezuhalten, bevor wir handeln und uns bewusst mit einem

Thema auseinanderzusetzen, welches uns möglicherweise berechtigterweise

Angst macht. Die Angst ermahnt uns dazu, bewusste Entscheidungen

zu treffen und Risiken noch einmal abzuwägen.

 

Sie hilft uns also dabei, prophylaktisch und vorausschauend zu fühlen

und zu denken, bevor wir handeln und uns selbst und unserer Situation

bewusst zu werden. Die Angst ist also auch eine Handlungsaufforderung,

Situationen ernst zu nehmen und uns auf sie vorzubereiten,

wie beispielsweise die Prüfungsangst oder Lampenfieber

vor einem Auftritt.

 

Die existenzielle Angst betrachtete der dänische Theologe

Sören Kierkegaard als wesentlicher Bestandteil der Willensfreiheit

und als notwendiges Wesensmerkmal des menschlichen Denkens.

Laut Kierkegaard wird die Angst durch Glauben überwunden.

 

Der Philosoph Martin Heidegger (1889-1976) sieht in der Angst

vielmehr eine wesentliche Befindlichkeit, die den Menschen durch das

Thema Tod und Endlichkeit auf sein Dasein zurückwirft und mit sich

selbst konfrontiert. Die vermeintliche Endlichkeit unseres irdischen

Daseins führt unszur Sinnfrage unseres Lebens und lässt uns über

unsere Werte und Ziele sowie die Sinnhaftigkeit unseres

Tuns nachdenken.

 

Überdies helfen uns unsere Ängste dabei, uns bewusst zu werden,

wo wir vielleicht noch in alten Traumata und ehemaligen

Überforderungssituationen feststecken und wo wir unsere heute

unbrauchbar und hinderlich gewordenen Ängste überwinden

und über uns hinauswachsen dürfen. Somit ist die Angst

in gewisser Weise auch ein unverzichtbarer Motor

der Bewusstwerdung.

 

Wie auch bei allem Anderen im Leben gilt auch bei der Angst,

die Dosis macht das Gift. Neben einer gesunden und hilfreichen Angst,

leiden viele Menschen an einem "zu viel" an Angst. Angststörungen,

Panikattacken und anhaltende Ängste, erzeugen Blockaden und

Dauerstress und hindern Menschen eher am Leben und ihrer

Weiterentwicklung, als ihnen zu dienen.

 

Gerade in Zeiten von großen Veränderungen, Krieg, Inflation

und Wandel, geht bei vielen, panische Angst um. Durch immer neue

Horrormeldungen, Hiobsbotschaften und gezielte Angstmacherei,

werden wir in einem kollektiven Angsttaumel gehalten, dem gerade

Menschen mit Angststörungen und unverarbeiteten Traumata

nur schwer alleine standhalten können.

 

In diesem Fall, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten,

wie beispielsweise Hypnosetherapie, EFT, Verhaltenstherapie,

Quantenheilung, EMDR oder Wingwaves und viele mehr, um die eigene

Angstproblematik wieder auf ein gesundes und hilfreiches

Maß zu regulieren.

 

Fazit: Die Angst ist ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil

unseres Gefühlslebens, der uns als Alarmsignal und Warnung

dabei behilflich ist, Bedrohungen von Außen ernst zu nehmen

und uns zu schützen. Außerdem hilft sie uns dabei, alte Wunden

und Blockaden im Innen wahrzunehmen, die uns blockieren

und die geheilt und aufgelöst werden wollen.

Somit ist die Angst ein unentbehrliches Grundelement

unseres Menschseins und unvermeidlich für unsere Entwicklung,

um Lernprozesse und Adaptionsvorgänge in Gang zu setzen.

Wenn unsre Angst allerdings unser Leben bestimmt und uns

am Leben hindert, ist es an der Zeit sich seinen Ängsten zu stellen und

gegebenenfalls fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

 

  @Vera Babic 


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